Lore Levi
Geboren am 5. April 1935 in Saarlouis
Ermordet am 25. November 1941 in Kaunas
Familie Levi
Die ersten vier Jahre ihres kurzen Lebens verbrachte Lore Rachel in Saarlautern (heute wieder Saarlouis). Am 5. April 1935 geboren, war sie das Nesthäkchen ihrer Eltern August und Sofie Levi. Ihre Geschwister Heinz und Johanna waren dreizehn und zwölf Jahre älter. Der Vater August Levi, geboren 1884 in Saarwellingen, war Pferdehändler. Am 2. Januar 1922 hatte er die 28-jährige, aus Weinsheim stammende Sofie Marx geheiratet.
Die Familie Levi musste nach Kriegsbeginn das Saargebiet verlassen und traf Mitte September 1939 in München ein. Sie bezog ein Zimmer in der Tengstraße 32. Da die Wohnverhältnisse sehr beengt waren, musste sich die Familie trennen. Während Johanna Levi im Januar im Antonienheim und Heinz Levi im Lehrlingsheim einen Wohnplatz fanden, kam Lore bereits im September 1939 zu einer Pflegefamilie.
Eine schöne Zeit bei der Pflegefamilie Bloch
Lore Levi kam bei dem jüdischen Rechtsanwalt Dr. Hans Bloch am Odeonsplatz unter. Er und seine Frau hatten selbst zwei Mädchen, die ein und drei Jahre älter als Lore waren. Die Familie Bloch kümmerte sich liebevoll um das Mädchen und es entstand eine Freundschaft zu den Eltern August und Sofie Levi.
Der Rechtsanwalt, der im NS-Regime nur als Konsulent arbeiten und nur jüdische Klienten haben durfte, unterstützte die Familie Levi in ihren Bemühungen um eine Auswanderung. Da die Familie Levi kein Geld hatte, engagierte er sich ohne ein Honorar zu erhalten.
Die beiden Bilder, die von Lore Levi überliefert sind, zeigen sie einmal im Alter von drei Jahren und dann im Alter von vier Jahren vor dem Weihnachtsbaum, vermutlich dem der Familie Bloch. Auch wenn sie auf beiden Bildern ernst und fast traurig in die Kamera schaut, wird sie in einem zeitgenössischen Brief als „ein sonniges Kind“ beschrieben. Ihre beiden Pflegeschwestern erinnern sich, dass es für das Mädchen die schönste Zeit ihres Lebens war, als sie bei der Familie Bloch leben durfte.
Im Kinderheim
Elf Monate lebte Lore bei Familie Bloch, dann brachten die Eltern sie am 18. August 1940 ins Kinderheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Antonienstraße in Schwabing. Dort wohnte bereits ihre Schwester Johanna, die seit einem halben Jahr in dem Kinderheim als Haushaltsschülerin tätig war. Doch schon im Februar 1941 verließ Johanna das Kinderheim.
Im November 1941 wurden 55 Kinder aus dem Antonienheim auf die Deportationsliste gesetzt, weil auch die Eltern mit dort aufgeführt waren. Lore Levi kam direkt vom Antonienheim zunächst in das Barackenlager nach Milbertshofen, wo sie mit ihren Eltern und Geschwistern wieder zusammentraf.
Zuvor konnte die Familie Levi sich von den neu gewonnenen Münchner Freunden verabschieden, so auch von der Familie Bloch – es war ein bewegender Abschied für alle.
Am 20. November 1941 wurde die fünfköpfige Familie Levi nach Kaunas deportiert und fünf Tage später grausam ermordet.
Erinnerung an Lore Levi
Am 20. Oktober 2022 wurde an der Tengstraße 32 ein Erinnerungszeichen gesetzt für August Levi, Sofie Levi, Heinz Levi, Johanna Levi und Lore Levi.
Text und Recherche
Eva Strauß
Quellen
Arolsen Archives, ID 11194976.
Staatsarchiv München AG 167030 / OFD 7431 /.
Stadtarchiv München EWK 65 / Datenbank Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden.
United States Holocaust Museum Washington, Margaret Anne Goldsmith Hanaw collection.
Gespräch mit Angelika und Elisabeth Bloch, 30.9.2020.
United States Holocaust Museum Washington, Margaret Anne Goldsmith Hanaw collection.
Literatur
Behrend-Rosenfeld, Else / Rosenfeld, Siegfried: Leben in zwei Welten. Tagebücher eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil. Herausgegeben und kommentiert von Erich Kasberger und Marita Krauss. München 2011, hier S.103ff.
Klauck, Hans Peter: Jüdisches Leben in der Stadt und im Landkreis Saarlouis 1680-1940, Saarlouis ³2016.
Marx, Albert: Die Geschichte der Juden im Saarland. Vom Ancien Régime bis zum Zweiten Weltkrieg. Saarbrücken 1992.
Schmidt, Brigitte: Das Antonienheim. Kinderheim der „Israelitischen Jugendhilfe e.V.“. München 2002.