Johanna Levi
Geboren am 2. September 1923 in Saarlouis
Ermordet am 25. November 1941 in Kaunas
Kindheit und Jugend
Johanna Levi, von ihrer Familie Hannele genannt, kam am 2. September 1923 in Saarlouis zur Welt. Ihr Bruder Heinz war ein Jahr älter, ihre kleine Schwester Lore Levi zwölf Jahre jünger. Die Eltern August Levi (geboren 1884) und Sofie Levi (geboren 1893) lebten noch bis 1925 in Saarwellingen, bevor sie nach Saarlouis zogen. Johanna Levi wuchs in Saarlouis auf und besuchte hier die Schule. Über ihre Kindheit und Jugend ist wenig bekannt, auch nicht, ob sie bereits in Saarlouis eine Ausbildung begonnen hatte.
Zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern kam sie im September 1939 nach München. Zunächst lebte sie mit ihren Eltern in der Tengstraße 32 in sehr beengten Verhältnissen. Als sie im Januar 1940 eine Haushaltslehre im Antonienheim begann, konnte sie dort auch wohnen.
Ein Jahr später, im Februar 1941, erhielt sie eine Arbeitsstelle als Hausangestellte bei der Familie des Textilgroßhändlers Joseph Stark in der Seitzstraße 5 und zog dorthin. Lange dauerte der Aufenthalt dort nicht, denn die Münchner Arisierungsstelle verpflichtete sie zur Zwangsarbeit in Lohhof.
Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof
In der Flachsröste Lohhof wurde das Flachs verarbeitet, Voraussetzung für die Herstellung von Flachsgarn, aus dem Zelte, Planen, Säcke hergestellt wurden. Da der Betrieb etwa 20 Kilometer nördlich von München lag, lebte die 18-jährige Johanna Levi nun, zusammen mit etwa 50 anderen jungen Frauen in einer Baracke auf dem Gelände. Die Arbeit war körperlich sehr anstrengend und die Arbeitstage sehr lang. Vermutlich sah Johanna ihre Familie nur an den wenigen freien Sonntagen in München.
Trotz der kriegswichtigen Tätigkeit beschlossen die Nationalsozialisten im Spätherbst 1941 insgesamt 64 Frauen aus der Flachsröste zu deportieren. Etwa die Hälfte der Frauen war unter 23 Jahre alt.
Johanna Levi kam mit den anderen jungen Frauen aus Lohhof in das Übergangslager Milbertshofen, wo auch ihre Eltern und Geschwister waren. Zusammen mit knapp tausend Jüdinnen und Juden deportierte die Gestapo sie am 20. November 1941 nach Kaunas. Kurz nach der Ankunft erschossen SS-Männer alle am 25. November 1941.
Erinnerung an Johanna Levi
Am 20. Oktober 2022 wurde an der Tengstraße 32 ein Erinnerungszeichen gesetzt für August Levi, Sofie Levi, Heinz Levi, Johanna Levi und Lore Levi.
Text und Recherche
Eva Strauß
Quellen
Arolsen Archives, ID 70121603 / 70127863 / 11194972 / 70118940.
Staatsarchiv München AG 167030 / OFD 7393 /.
Stadtarchiv München EWK 65 / Datenbank Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden.
United States Holocaust Museum Washington, Margaret Anne Goldsmith Hanaw collection.
Literatur
Behrend-Rosenfeld, Else / Rosenfeld, Siegfried: Leben in zwei Welten. Tagebücher eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil. Herausgegeben und kommentiert von Erich Kasberger und Marita Krauss. München 2011, hier S.103ff.
Klauck, Hans Peter: Jüdisches Leben in der Stadt und im Landkreis Saarlouis 1680-1940, Saarlouis ³2016.
Marx, Albert: Die Geschichte der Juden im Saarland. Vom Ancien Régime bis zum Zweiten Weltkrieg. Saarbrücken 1992.
Strnad, Maximilian: Flachs für das Reich. Das jüdische Zwangsarbeitslager „Flachsröste Lohhof“ bei München. München 2013.