Elsa Götz, geb. Sänger
Geboren am 4. April 1893 in Augsburg
Emigrierte im Oktober 1938 in die USA
Gestorben am 23. September 1956 in den USA
Herkunft
Elsa („Elsie“ in den USA) wurde 1893 als Tochter von Julius und Rosa (geb. Einstein) Sänger geboren. Die Familie Sänger lebte seit 1881 in Augsburg. Julius Sänger war seit 1888, zusammen mit seinem Schwager Franz Knapp, Mitinhaber des sehr erfolgreichen und renommierten Augsburger Tiefbauunternehmens Kleofaas & Knapp. Das Unternehmen war 1879 gegründet worden.
Die Kinder von Julius und Rosa Sänger, die alle in Augsburg geboren wurden, waren: Berta (geboren 1890), Siegfried Friedrich „Fritz“ (geboren 1891), Elsie (geboren am 4. April 1893), Alfred (geboren am 4. September 1894) und Stefan Franz (geboren 1897).
Hochzeit mit Jacob Götz
Jacob Götz wurde am 23. Oktober 1892 in Strumpfelbrunn (Neckar-Odenwald-Kreis) geboren. Seit März 1919 arbeitete er für die Eisengroßhandlung S Weil GmbH aus Lahr in Baden. Die Firma war zwar erst ab dem 22. September 1920 im Handelsregister München eingetragen, es ist jedoch anzunehmen, dass er für die S Weil GmbH die Münchner Niederlassung aufbaute. Seit dem 1. Oktober 1919 war er in München gemeldet. Zum 1. April 1921 erteilte ihm die Firma Prokura und er wurde zum Geschäftsleiter in München ernannt.
Am 14. Juni 1923 heiratete er Elsa Sänger. Die Familie lebte zunächst in der Pettenkoferstraße 2a, später in der Prinz-Ludwig-Straße 14/II.
Am 13. September 1924 wurde in München ihr Sohn Arno geboren. Er sollte das einzige Kind des Ehepaares bleiben.
Der letzte Wohnsitz der Familie Götz in München war, ab dem 3. Juli 1936, in der Clemensstraße 45/III.
Emigration in die USA
Im Oktober 1938 emigrierte die Familie über Rotterdam in die USA. Die ältere Schwester von Jacob Götz, Jenny Goetz, war als junges Mädchen in die USA ausgewandert und lebte dort seit 1912. Vermutlich hat sie für ihren Bruder und seine Familie gebürgt, was die Visa-Beschaffung erheblich erleichtert haben dürfte. Sie kamen am 15. Oktober 1938, mit der Nieuw Amsterdam, einem Schiff der White Star Line, in New York an und hatten 110 Dollar dabei. Elsie war das einzige Familienmitglied der Sängers, die dem Nazi-Deutschland entkam
Nach Angaben von Elsies Familie bot Elsie an, ihre fünfjährige Nichte Anneliese Sänger (die Tochter ihres Bruders Fritz) nach Amerika mitzunehmen, aber der Bruder und die Schwägerin wollten ihre Tochter nicht gehen lassen. Einige Wochen später wurden Annelieses Vater und ihr Onkel Alfred Sänger vom 11. November 1938 bis zum 15. Dezember 1938 nach Dachau verschleppt. Fritz Sänger wurde hier unter Druck gesetzt. Er sollte das Familienunternehmen Kleofass & Knapp verkaufen und eine Lebensversicherung zugunsten von nationalsozialistischen Käufern auszahlen. Fritz übergab das Unternehmen am 30. November, es wurde arisiert. Es wurde schmerzlich deutlich, dass sie keinerlei Rechte mehr hatten. Das Leben wurde unerträglich. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 wurden alle Mitglieder der Familie Sänger deportiert und ermordet.
In der Zwischenzeit lebte die Familie Goetz, laut den Volkszählungen der USA von 1940 und 1950, in Philadelphia, Pennsylvania. Jacob Götz besaß ein Lebensmittelgeschäft. Er starb 1954, im Alter von 62 Jahren, in Philadelphia an Krebs. Elsie starb 1956, im Alter von 63 Jahren, in Dallas, Texas, ebenfalls an Krebs. Sie wurde neben ihrem Mann in Philadelphia begraben. Ihr Sohn Arno kämpfte im Zweiten Weltkrieg für Amerika.
Text und Recherche
Nancy Heller-Freund & Stefan Dickas
Quellen
Stadtarchiv Augsburg, Signatur MB Sänger Julius und Signatur MK 1 Sänger Rosa.
Staatsarchiv München, Polizeidirektion München 12775.
Internetquellen
www.ancestry.de zu Jacob und Elsie Goetz.