Wilhelm Freiherr von Pechmann-Preis 2024

Am 4. November 2024 verlieh die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern in der St. Markus-Kirche, München, den Wilhelm Freiherr von Pechmann-Preis.

Wer war Wilhelm Freiherr von Pechmann?

Wilhelm Freiherr von Pechmann (geboren am 10. Juni 1859 in Memmingen - gestorben 1948 in München) stammte aus einer katholischen Familie. Die Mutter war allerdings evangelisch und so wurde er ebenfalls evangelisch getauft. Er studierte später in München zunächst klassische Philologie, dann Rechtswissenschaften. Ab 1886 stand er im Dienst der Bayerischen Handelsbank und stieg kontinuierlich auf bis zum Ersten Direktor (1937) bzw. zum Aufsichtsratsvorsitzenden (1939).

Daneben war er ein engagierter Christ und bekleidete neben seinem Bankberuf zahlreiche kirchliche Ämter. So war er Gründungsmitglied des Christlichen Vereins Junger Männer in München und wurde 1901 in die Bayerische Generalsynode berufen. 1913 bekam er von der Evangelisch-Theologischen Fakultät zu Erlangen den Grad eines Ehrendoktors der Theologie verliehen. Von 1919 bis 1922 war Pechmann der erste gewählte Präsident der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, war Mitglied im Ständigen Ausschuss des Lutherischen Weltkonvents und im Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss.

Wilhelm Freiherr von Pechmann war entschiedener Gegner des „Dritten Reiches“. Neben seinem Hauptberuf als leitender Banker engagierte er sich in zahlreichen nationalen und internationalen kirchlichen Ehrenämtern. Er war der Kirche gegenüber sehr kritisch eingestellt, zeigte doch die bayerische Landeskirche, unter Landesbischof Hans Meiser (1881–1956), eine große Kompromissbereitschaft gegenüber den Nationalsozialisten. Erster Höhepunkt der Auseinandersetzung war im Jahr 1933 sein Rücktritt aus dem Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss, u.a. wegen dessen Schweigen zur Behandlung „nichtarischer“ Christen, was von Pechmann öffentlich kritisiert wurde.

Nachdem er schon länger gedroht hatte aus der Kirche auszutreten, verkündete von Pechmann am 2. April 1934, gegenüber Reichsbischof Ludwig Müller (1883–1945), seinen Austritt aus der Reichskirche. Zur Begründung gab er an, sie habe aufgehört, Kirche zu sein. Im Juni 1936 wurde von Pechmann Mitglied der Bekennenden Kirche in Bayern.

Als Christ wollte er nicht wegschauen und schweigen. Er setzte sich ein für Menschen, die unter den Nationalsozialisten bedroht waren. Von ihm stammt das Zitat:

„Kann und darf die Kirche schweigen? Nimmermehr!“

Wilhelm Freiherr von Pechmann verstarb am 10. Februar 1948 in München.

Wofür wird dieser Preis verliehen?

Logo / Bild: Evangelische Landeskirche in Bayern

Der Preis würdigt Wilhelm Freiherr von Pechmanns besonderen Verdienste um Humanität und Recht, Christentum und Kirche sowie sein Eintreten für die Opfer von Rassismus und Antisemitismus. Er fördert herausragende wissenschaftliche Forschungsarbeiten und Leistungen in Bildungsarbeit und Publizistik, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Außerdem werden überzeugende Beispiele für Gemeinsinn und Zivilcourage in der Gegenwart ausgezeichnet.

Die Jury hat den mit insgesamt 10.000 EUR dotierten Preis an folgende Preisträgerinnen und Preisträger vergeben: Einen Sonderpreis erhielt das Erinnerungs- und Demokratie-Projekt „Die Rückkehr der Namen“ des Bayerischen Rundfunks. Das Projekt wurde umgesetzt durch den Programmbereich BR Fernsehen, ARD alpha, 3sat unter Leitung des Stellvertretenden Programmdirektors Kultur, Andreas Bönte, und mit Unterstützung der Abteilung Public History der Landeshauptstadt München, unter Leitung von Dr. Andreas Heusler.

Die Projektgruppe „EKU Obermain & CO KC“ um Dr. Hubertus Habel wurde für ihre Ausstellung „Da49, da 512: Züge in den Tod“ prämiert.

Paula Lochte und Oliver Halmburger mit ihrem Team erhielten Preise für die Doppel-Einreichung von einem Fernseh-Dokudrama „Hitlerputsch 1923. Das Tagebuch der Paula-Schlier“ und einer zugehörigen Podcast-Serie „Paula sucht Paula“.

Die Projektgruppe von Dr. Rainer Schulz, Stefan Diezinger und Karl-Heinz Seyerlein wurde für ihre umfangreiche Quellen- und Materialsammlung „Die Partei ruft“ zur Geschichte der Stadt Leutershausen während der NS-Zeit ausgezeichnet. 


Was hat die ErinnerungsWerkstatt mit dem Pechmann-Preis zu tun?

Das Team um „Die Rückkehr der Namen” hat sich entschieden, das Preisgeld an die ErinnerungsWerkstatt München e.V. weiterzugeben. Die ErinnerungsWerkstatt war einer der Partner dieses Projekts und viele unserer Mitglieder / Freunde standen am 11. April 2024 ebenfalls vor den Häusern der verfolgten Menschen. Im Vorfeld halfen wir Interessierten bei der Recherche zu den Personen, für die sie eine Patenschaft übernommen hatten. Die ErinnerungsWerkstatt gibt der Erinnerung Namen durch die Recherche und Veröffentlichung von Biografien, die zeigen dass all diese verfolgten Menschen in der Gesellschaft etabliert waren als Kollegen, Nachbarn, Freunde, Vereinskameraden, Künstler etc. Wir werden das Preisgeld gemäß unserer Satzung verantwortungsvoll einsetzen.

(Bild: ELKB/MCK)

Musik: Massel Tov! (Bild: ELKB/MCK)

Der Münchner Regionalbischof Thomas Prieto Peral würdigt die Preisträger (Bild: ELKB/MCK)

Das Team „Die Rückkehr der Namen”, Preisträger Pechmann-Preis 2024 (Bild: ELKB/MCK)

Überall in der St. Markus Kirche standen viele Personenschilder von der Aktion „Die Rückkehr der Namen” (Bild: ELKB/MCK)

 
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Die Rückkehr der Namen - Ein Münchner Erinnerungsprojekt