Max Ursprung

 

Geboren am 09.09.1886 in Traunstein
Inhaftiert am 30.04.1933 im Gefängnis Neudeck
Ermordet am 12.10.1942 im Konzentrationslager Stutthof

 

Wer war dieser Max Ursprung?

Wenig mehr als einige Lebensdaten bleiben, die an Max Ursprung erinnern werden. Nicht einmal ein Foto ist von ihm geblieben. Was wir von Ihm wissen, stammt aus den Meldekarten der Gemeinden und aus den Unterlagen der Täter. Max Ursprung wurde am 9. September 1886 als Sohn des Glasermeisters Eduard Ursprung und dessen Ehefrau Marie, geborene Geitner, in Traunstein geboren. Von Beruf war er Spengler. Max Ursprung hatte eine zwei Jahre ältere Schwester, die am 9. April 1884 geboren wurde, Anna, die später in München in der Valleystraße lebte und 1976 dort verstarb.

Aus den Meldeunterlagen geht hervor, dass Max Ursprung sehr häufig seine Wohnung gewechselt hat. In München lassen sich mehrere Meldeadressen nachweisen, wo er meist als Untermieter, oft nur für wenige Tage oder Wochen, Quartier bezogen hatte. Er lebte zeitweise auch in Freising, Rosenheim und Berlin. Seinen letzten Wohnsitz hatte Max Ursprung vom 1. November 1932 bis zu seiner Inhaftierung im Gefängnis München-Neudeck am 30. April 1933 in der Dreimühlenstraße 28. Er wohnte dort im 2. Stock des Rückgebäudes.


Konflikt mit dem Gesetz

Max Ursprung ist in seinem Leben häufiger in Konflikt mit dem Gesetz geraten. Vermerkt wurden im wesentlichen Sittlichkeitsverbrechen, Betteln und Waffenbesitz. Nach den Meldeunterlagen war er mehrfach inhaftiert, so etwa in den Haftanstalten Neudeck, Straubing oder Amberg. Gerichts- oder Prozessakten scheinen nicht mehr erhalten zu sein. Die Karteikarte des KZ Flossenbürg hält fest, dass er aufgrund seiner Vorstrafen insgesamt zu 5 Jahren Zuchthaus und 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

Hinweise, welcher Art die Sittlichkeitsverbrechen waren, geben Einträge auf der Einwohnermeldekarte. Dort ist vermerkt, dass Max Ursprung sich wegen seiner Homosexualität regelmäßig bei der Polizei melden musste. Homosexualität stand unter Strafe. Der entsprechende Paragraph 175 des Reichsgesetzbuches existierte seit dem 1. Januar 1872. Die Nationalsozialisten verschärften ihn 1935 erheblich. Die Bundesrepublik Deutschland behielt diese Verschärfung noch bis 1973 bei! Der Paragraph wurde erst am 11. Juni 1994 abgeschafft.


Die Zeit in den Konzentrationslagern

Vermutlich aufgrund seiner verschiedenen Vorstrafen ordnete die Münchener Kriminalpolizei, die Max Ursprung im Denken der Nationalsozialisten als Berufsverbrecher klassifizierte, am 13. August 1938 die sogenannte „Schutzhaft“ an und wies Max Ursprung direkt nach seiner Haft in Neudeck am 14. September 1938 in das Konzentrationslager Dachau ein. Im Eingangsbuch des Lagers ist vermerkt, dass der „Häftling 7062 Ursprung“ der Baracke 1 / Stube 5 zugewiesen wurde. In den Unterlagen der verschiedenen Konzentrationslager, in denen er inhaftiert war, wird er als „V.H.“ oder „PSV“ geführt. Diese Abkürzungen standen in der Sprache der Konzentrationslagerverwaltung für „Vorbeugehaft“ und „polizeiliche Sicherheitsverwahrung“.

Max Ursprung war nur sehr kurz in Dachau, da er bereits am 3. Oktober 1938 weiter in das Konzentrationslager Flossenbürg überstellt wurde. Von Flossenbürg kam er am 5. Juli 1942 in das Konzentrationslager Stutthof, nahe Danzig, wo er als Häftling 14913 ab dem 8. Juli 1942 inhaftiert war. Die Überstellungsliste des Konzentrationslagers Flossenbürg klingt wie eine Bestellliste, mit dem das Lager Stutthof Häftlinge bestimmter Berufskategorien angefordert hatte, da die Liste nach „Handwerksberufen“ sortiert war, darunter auch der Spengler Max Ursprung.

Völlig entkräftet starbt Max Ursprung am 12. Oktober 1942 im Konzentrationslager Stutthof. Der Lagerarzt von Stutthof hielt als Todesursache fest: „Schwächlicher, alter Mann“, der an „Herz- und Altersschwäche“ verstorben sei. Max Ursprung war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 56 Jahre alt.


Max Ursprung wird mit einem Erinnerungszeichen in der Dreimühlenstraße 28, München, gedacht.


Text und Recherche

  • Stefan Dickas

Quellen

  • Stadtarchiv München, Einwohnermeldekarte (EWK 65, U 385).

  • Auskünfte des Stadtarchivs Traunstein

  • Internationaler Suchdienst Bad Arolsen

 
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Amalie Spitzauer

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Emma Wallach