Hertha Steinitz

S-Z
 

Bild: Stadtarchiv München, Kennkartendoppel 1938/39 
DE-1992-KKD-4093

 

Geboren am 12. Februar 1892 in München
Deportiert am 20. November 1941 nach Kaunas
Ermordet am 25. November 1941 in Kaunas

Herkunft

Hertha Steinitz wurde am 12. Februar 1892 in München geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Ludwig Steinitz und seine Frau Emma, geb. Kalmus. Ihr drei Jahre jüngerer Bruder Erich Emanuel wurde 1. August 1895 in München geboren und ebenfalls am 25. November 1941 in Kaunas ermordet.

Am 16. August 1898 verstarb ihr Vater. Infolgedessen wurde ihre Mutter, zusammen mit ihrem Schwager Georg Steinitz, Teilhaberin des Seiden- und Weißwarengeschäfts mit Damenhut- und Korsettfabrik. Seit dem 4. April 1917 wohnte die Familie am Marienplatz 24.

Hertha Steinitz besuchte die Städtische Riemerschmid'sche Handelsschule für Mädchen und danach die 1910 neu gegründete Handels-Hochschule München. Dort hatten auch junge Frauen eine Möglichkeit zu einem Studium. Hertha Steinitz erhielt am 9. März 1914 ihr Diplom. Das Studium entsprach in etwa einem heutigen Studium im Bereich Wirtschaft/Volkswirtschaft ergänzt durch Fremdsprachen.


Berufstätigkeit als Diplomkauffrau

Es ist nicht bekannt, ob und wo Hertha Steinitz direkt nach ihrem Studium arbeitete. Mit der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten kamen viele Gesetze und Erlasse, welche den deutschen Juden Schritt für Schritt ihre Grundrechte entzogen, die ihnen vor 1933 als gleichberechtigte Staatsbürger zustanden. Das bedeutete auch für Familie Steinitz Ausgrenzung, Enteignung und Verfolgung. Über die weitere Geschichte des Seiden- und Weißwarengeschäfts mit Damenhut- und Korsettfabrik wissen wir nur, dass sie am 15. Februar 1938 nicht mehr in der Liste der jüdischen Gewerbetreibenden gelistet wurde.

Hertha Steinitz war ab einem unbekannten Zeitpunkt beim Schulreferat der Stadt München als Sekretärin der Handels-Hochschule München beschäftigt. Am 1. Oktober 1939 wurde ihre Tätigkeit dort beendet. Sie wurde aufgrund ihrer jüdischen Herkunft mit 47 Jahren in den Ruhestand versetzt und erhielt anschließend, als ehemalige Beamtin, von der Stadt München eine Rente in Höhe von monatlich 150 Reichsmark.

Ende 1940 mussten Hertha, Emma und Erich Steinitz ihre Wohnung am Marienplatz 24 verlassen und in eine „Judenwohnung“ in der Goethestraße 74 ziehen. Dort verstarb Emma Steinitz am 2. April 1941 an einem Schlaganfall.

Am 15. Oktober 1941 wurde das gesamte Vermögen von Hertha Steinitz und ihrem Bruder Erich eingezogen, es umfasste knapp 20.700 Reichsmark und 2 Aktien unbekannten Wertes.


Deportation und Ermordung

Die Gestapo deportierte am 20. November 1941 Hertha Steinitz und ihren Bruder Erich, gemeinsam mit rund 1.000 weiteren jüdischen Münchner*innen nach Kaunas. SS-Truppen erschossen am 25. November 1941 im Fort IX alle Verschleppten.


Gedenken

Seit dem 6. Juli 2023 gibt es am Marienplatz 22 ein Erinnerungszeichen für Hertha, Emma und Erich Emanuel Steinitz.


Text und Recherche

  • Bettina Gütschow

Quellen

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Amalie Spitzauer

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Max Ursprung