Max Grünzeug
Geboren am 24. Februar 1903 in München
Emigration 1939 nach Venezuela
Gestorben am 2. August 1979 in Florida, USA
Mit Max kam am 24. Februar 1903 in München das fünfte Kind der Eheleute Heinrich und Eva Grünzeug zur Welt. Über seine Jugend konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. In München übte er den Beruf als Provisionsvertreter für Dekorationsbedarf aus.
Max Grünzeug war mit der ebenfalls aus München stammenden Sophia Schäfer (* 29. November 1905) verheiratet. Die Ehe wurde am 8. Juli 1929 in München geschlossen. Ein Jahr später, am 29. Juli oder Juni 1930 – die Angaben sind widersprüchlich – kam der gemeinsame Sohn Heinrich zur Welt.
Mit der Machtergreifung 1933 änderten sich innerhalb kurzer Zeit ihre Lebensumstände erheblich. Jüdischen Bürger wurden in der Folge durch vielfältige Maßnahmen entrechtet, gedemütigt und mit dem Leben bedroht.
Im Oktober 1934 teilte man ihm mit, dass die 1919 erworbene deutsche Staatsbürgerschaft widerrufen sei.
Auf Anordnung Himmlers entzogen die Nationalsozialisten den jüdischen Deutschen den Führerschein, selbst der Besitz von Autos und Motorrädern war verboten. Auch Max Grünzeug musste seine 1925 erworbenen Führerschein abgeben.
Ab dem 1. Januar 1939 musste er zusätzlich den Namen Israel tragen. Grundlage war die „Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen“. Alle deutschen Juden wurden damit gezwungen, den diskriminierenden zweiten Vornamen anzunehmen. Er musste in den Ausweis eintragen werden, der stets mitzuführen war. Auch Briefe an Ämter mussten fortan mit „Israel“ oder „Sara“ gezeichnet sowie Praxis- und Kanzleischilder ergänzt werden.
Im Lauf der Reichspogromnacht wurden er und sein Bruder Albert am 10. Nobember 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau verbracht, wo er bis zum 6. Februar 1939 inhaftiert war. Am selben Tag wurde auch sein Bruder Albert entlassen.
Am 14. Dezember 1939 gelang Max Grünzeug mit seiner Familie die Emigration, zunächst nach Caracas, Venezuela.
Im Zusammenhang mit der Emigration änderte er den Familiennamen in Grunzeug ab.
Sophie Grunzeug, seine Gattin, starb am 5. April 1949 in Florida.
Zur Zeit der Einbürgerung von Max Grunzeug in die USA, 1949, besuchte sein Sohn Heinrich (Henry) die Forest Lake Academy in Maitland, Florida. Es handelt sich hier um eine Schule der Freikirche der Siebenten Tags Adventisten.
Ab 1950 war Max Grunzeug als Prediger der Freikirche der Siebenten Tags Adventisten ordiniert.
Zumindest 1952 war Max Grunzeug kurzzeitig in München, da er hier für die Rückreise einen Pass beantragte. Ebenso beantragte er wieder die ihm durch die Nationalsozialisten aberkannte deutsche Staatsbürgerschaft. Die Urkunde wurde im November 1952 ausgestellt.
Nach seinem Münchner Aufenthalt meldete er sich nach Puerto Rico ab.
Er verstarb am 2. August 1979 im Alter von 76 Jahren in Florida, wo er seit 1971 lebte. Er wurde auf dem Friedhof Vista Memorial Gardens, Miami Lakes/Dade County, Florida, bestattet. Das Schicksal von Heinrich (Henry) Grunzeug ist unbekannt.
Gedenken
Vor dem Haus in der Hans-Sachs-Straße 11 erinnern seit dem 30. April 2022 Stolpersteine an Eva Grünzeug, sowie ihre Kinder Bella Körber, Ernestine, Max und Albert Grünzeug.
Text und Recherche
Stefan Dickas
Quellen
Staatsarchiv München, Pol.Dir. 13164.
Stadtarchiv München, Bestand ARI GEW Provisionsvertreter in Dekorationsbedarf. Sailerstr. 3/0 DE-1992-GEW-ARI-054,Stadtarchiv München, EMK Bestand zur Familie Grünzeug.
Arolsen Archives, Teilbestand 1 Inhaftierungsdokumente, Konzentrationslager Dachau, Dokument 10655065, Arolsen Archives, Teilbestand 2 Registrierungen von Ausländern und deutschen Verfolgten durch öffentliche Einrichtungen, Versicherungen und Firmen (1939 - 1947), Dokument 70118985.
KZ-Gedenkstätte Dachau, Auskunft vom 5.4.2022.
Ancestry.com. Puerto Rico, USA, föderale Einbürgerungsregister, 1897-1985 [database on-line]. Lehi, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2021. Ursprüngliche Daten: Petitions for Naturalization, 11/7/1901 - 1/29/1981. NAID: 2843635. Records of Distric Courts of the United States, 1685 - 2009, Record Group 21. National Archives at New York, New York, NY.
www.newspapers.com, Obituary in The Miami Herald, Miami, Florida, USA Ausgabe vom 6. August 1979, Seite 22.