Josef Heimerl

H-K

Geboren am 30. Januar 1864 in Zinthof, Gemeinde Brennberg, Kreis Regensburg

Gestorben am 17. Dezember 1944 in der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar

 

Kaum Informationen über sein Leben

Josef Heimerl wurde am 30. Januar 1864 in Zinthof im Kreis Regensburg geboren. Seine Eltern waren der Landwirt Josef Heimerl und seine Frau Maria, geborene Ederer. Er war verheiratet mit Hortense Heimerl, geborene Ankenbrand, und katholischen Glaubens.

Im Juni 1890 kam er nach München, wo er sehr häufig seinen Wohnsitz wechselte. So sind allein von seiner Ankunft bis zum Ende des Jahres 1908 zwanzig Adressen verzeichnet. Im Adressbuch der Stadt München von 1938 wird er mit der Berufsbezeichnung „Taglöhner“ in der Bergmannstraße 11 geführt. Er arbeitete bis zu seinem 72. Lebensjahr u.a. auch als Möbelpacker.


Beginn der Leidenszeit und Tod

Im Sommer 1943 bekam er einen Schlaganfall und war daraufhin einige Zeit rechtsseitig gelähmt. Den zweiten Schlaganfall erlitt er ein Jahr später. Er war wieder rechtsseitig gelähmt und hatte eine Fraktur des rechten Arms. Von August bis November 1944 war er deshalb im Krankenhaus Trostberg. „Hier geisterte er herum, war schnell reizbar, schlug gleich zu, war uneinsichtig (bei Fliegeralarm lief er im Hemd auf die Straße)“. Dies sind Informationen aus seiner Krankenakte, die nur eine sehr subjektive Beschreibung sind und deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist.

Josef Heimerl wurde am 30. November 1944 in die Psychiatrische und Nerven-Klinik München eingewiesen. Es war eine „freiwillige Aufnahme, veranlasst durch einen Dr. Hofmann mit der Diagnose: Arteriosklerotische Demenz“. Als Grund der Einweisung wird in der Akte angegeben, dass er in verwirrtem Zustand Personen angegriffen hätte. Er wurde am 5. Dezember 1944 von der Nervenklinik in der Nußbaumstraße nach Eglfing-Haar verlegt. Josef Heimerl wurde als unruhiger Patient beschrieben, hat Schlafmittel bekommen und starb nicht einmal zwei Wochen später am 17. Dezember. Laut Sterbeurkunde, ausgestellt durch den „Erbarzt“ Dr. Nadler, war die Todesursache eine Lungenentzündung.

Josef Heimerls Tod erweckt den Verdacht eines Krankenmordes, denn er starb in kürzester Zeit nach seiner Klinikaufnahme an einer Pneumonie, die ein Hinweis auf überdosierte Medikamente ist. Ist er damit einer von vielen Patienten, die dem NS-Euthanasieprogramm zum Opfer fielen?


 

Die leitenden Ärzte der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar im Nationalsozialismus und ihre Funktionen in der Bundesrepublik

Im Jahre 1936 wurde in Eglfing-Haar Dr. Hermann Nadler als „Erbarzt“ eingesetzt. Unter seiner Leitung startete die „erbbiologische Bestandsaufnahme“ der Anstaltspatientinnen und -patienten und ihrer Angehörigen. Es wurden tausende Familien über diese Patienten in „Sippentafeln“ erfasst. Dr. Hermann Nadler war auch von 1957 bis 1965 Ärztlicher Direktor des Nervenkrankenhauses Haar!

„Unter den beiden Direktoren Fritz Ast (1931 – 1937) und Hermann Pfannmüller (1938 – 1945) wandelte sich die Einrichtung zu einer „Musteranstalt“ der erbbiologisch und rassenideologisch konzipierten Psychiatrie und zu einem Ort der Vernichtung psychisch kranker Menschen.“ (Broschüre kbo)

„Der 1938 ins Amt gekommene Anstaltsdirektor Pfannmüller dachte die erb- und rassenhygienischen Vorstellungen radikal zu Ende: Ökonomisch „nutzlose“ und daher in seinen Augen gesellschaftlich überflüssige Behinderte mussten liquidiert werden, damit sie der Gemeinschaft nicht mehr als „Ballastexistenzen“ zur Last fallen. Unter der Leitung des Parteiaktivisten Hermann Pfannmüller wurden bis 1945 über 2.100 Menschen ermordet, darunter mindestens 332 Kinder. Er wurde 1949 wegen Totschlags zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt. Da die Zeit der Untersuchungshaft angerechnet wurde, erhielt er eine viereinhalbjährige Haftstrafe.

Anton von Braunmühl war Oberarzt in Eglfing-Haar während der Nazi-Diktatur. Braunmühl leitete von 1945 bis 1957 die größte psychiatrische Einrichtung Bayerns in Eglfing-Haar. „Schon der 1945 von der US-Militärregierung als Pfannmüllers Nachfolger eingesetzte Psychiater Gerhard Schmidt dokumentierte direkt nach Kriegsende die in Haar-Eglfing begangenen Gräueltaten und analysierte in seinem Buch "Selektion in der Heilanstalt, 1939 bis 1945" aus der Sicht des Zeitzeugen die Motivlage der Täter. Schmidt wurde 1946 durch von Braunmühl ersetzt, auch weil sein Aufklärungseifer vielen in der damaligen Anstalt zu weit ging. Viele während der NS-Zeit in Haar-Eglfing tätige Ärzte und Pfleger arbeiteten nach 1945 weiter. Mit Braunmühl kam einer von ihnen ans Ruder.“ (Artikel in der Süddeutschen Zeitung)

Noch im Jahre 1976 wurde, auf Antrag des Klinikums, eine Straße in Haar nach Anton von Braunmühl benannt. Erst am 1. März 2019 wurde sie in Max-Isserlin-Straße umbenannt, gewidmet dem einstigen Chefarzt der „Heckscher Nervenheil- und Forschungsanstalt“ Schwabing. 1933 wurde Isserlin wegen seiner jüdischen Abstammung aus dem Staatsdienst entlassen und floh in die Schweiz und später nach England.


Text und Recherche

  • Klaus-Peter Münch

Quellen

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Regina Hallerz

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Siegmund Hellmann