Jacob Franc
Geboren am 17. Juni 1862 in Tauberbischofsheim
Deportiert am 4. Juni 1942 nach Theresienstadt
Ermordet am 10. September 1942 in Theresienstadt
Elternhaus
Jacob Franc kam am 17. Juni 1862 in Tauberbischofsheim zur Welt. Er war das zweite von vier Kindern des Kaufmanns Leopold Franc und seiner Frau Sara Franc, geborene Rosenthal. Das erstgeborene Kind, ein Mädchen, starb 1859 kurz nach ihrer Geburt. Am 30. Oktober 1863 wurde Berta und am 25. August 1867 Moritz geboren.
Würzburger Zeit
Ab 1878 war Jacob Franc in Würzburg ansässig, er arbeitete als Gehilfe in einem Kolonialwarengeschäft. 1895 gründete er eine eigene Warenagentur. Seine Eltern zogen 1899 nach Würzburg. Sein Vater verstarb dort am 31. Mai 1901, seine Mutter zog 1902 als Witwe von Würzburg nach München.
Umzug nach München und Eheschließung
Jacob Franc zog am 29. März 1902 nach München in die Müllerstraße 14, Erdgeschoss. Er heiratete mit 43 Jahren am 11. April 1906 die 37-jährige Anna Dorothea Karoline Franc, geb. Hofmann, geboren am 21. März 1869 in Gemünda, heute Landkreis Coburg. Gemeinsam mit seiner Frau wohnte er seit 14. April 1906 in der Frauenstraße 7 im 1. Stock. Seine Ehefrau war nicht jüdischer Herkunft, daher galt die Ehe als „Mischehe“. Sie verstarb im Alter von 67 Jahren am 14. September 1936 in München. Das Ehepaar hatte keine Kinder.
Berufsleben
Ab 1902 hatte Jacob Franc in München viele unterschiedliche Gewerbe an- und auch wieder abgemeldet. 1938 führte er eine Provisionsvertretung für Süß- und Kolonialwaren sowie für chemische und technische Produkte. Ein Provisionsvertreter war Person oder Firma, die im Namen und für Rechnung des Vertretenen den Vertrieb von Waren vermittelte. Im Außenhandel war der Provisionsvertreter eine Form des Handelsvertreters, der als Vermittler zwischen Exporteur und ausländischen Kunden auftrat, mit dem Ziel, zwischen beiden einen Außenhandelsvertrag herbeizuführen.
In Februar 1938 wurde ihm die erneute Ausstellung seiner Gewerbelegitimationskarte abgelehnt, mit der Begründung: „Unzuverlässigkeit“. Er reichte eine Beschwerde bei der Regierung von Oberbayern gegen die Ablehnung ein, mit der Begründung einer 43-jährigen einwandfreien Berufsausübung sowie einer nationalen Gesinnung. Im August 1938 wurde ihm mitgeteilt, dass er in das Verzeichnis jüdischer Gewerbetreibender aufgenommen wurde. Seine Beschwerde wurde monatelang nicht bearbeitet. Außerdem wurde die Vorgehensweise der Stadt bei den Gewerbelegitimationskarten durch Reichsverordnung sanktioniert. Daraufhin meldete Jacob Franc am 5. Oktober 1938 resigniert sein Gewerbe ab.
Leben nach 1938
Jacob Franc zog am 28. Januar 1939 in die Jagdhornstraße 21 im Stadtteil Trudering. Am 25. Februar 1942 ging Jacob Franc, fast 80-jährig, in das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Mathildenstraße 8. Im Februar 1942 lebten dort ca. 100 Personen dichtgedrängt, mehrere mussten sich jeweils ein Zimmer teilen. Er bezahlte die nach Heimaufnahmevertrag fälligen 1.000 Reichsmark Gebühr und nochmal 200 Reichsmark als Einstandsgeld an die Israelitische Kultusgemeinde. Danach war er nahezu mittellos und auf die Fürsorge der Gemeinde angewiesen, diese kam für seine weiteren Kosten dort auf.
Am 14. April 1942 wurde Jacob Franc in die „Judensiedlung Milbertshofen“ Knorrstraße 148 verlegt. Dort lebte er mit 18 anderen Männer in einer Baracke. In seiner Vermögenserklärung vom 31. Mai 1942 gab er als Konfession protestantisch und als Barvermögen 53 Reichsmark an. Ansonsten besaß er nur noch einen Koffer, einen kaputten Stuhl, zwei Bettdecken, zwei Kopfkissen, einen Bettvorleger, ein Glas, eine Kaffeedecke und etwas Kleidung.
Deportation
Jacob Franc wurde mit 49 anderen Personen aus der Knorrstraße 148 am 5. Juni 1942 mit Transport II/2 nach Theresienstadt deportiert. Er hatte die Transportnummer 63. Alle Personen dieses Transportes wurden Opfer der Shoah.
Laut Todesfallmeldung des Ältestenrates starb Jacob Franc am 10. September 1942 um 1.20 Uhr im Zimmer 63 in der Kavalier Kaserne E.VII an „Darmkatarrh und Altersschwäche“. Die Kavalier Kaserne war in die äußeren Festungsbefestigungswälle hineingebaut und bot dunkle, nasse kasemattenartige Unterkünfte mit ganz besonders unmenschlichen Bedingungen. Dort wurden alte und psychisch erkrankte Menschen untergebracht.
Nur wenige Tage zuvor wurden seine Schwester Berta Konn und ihr Sohn Ludwig Ignaz Konn von Wien nach Theresienstadt deportiert. Ob Jakob Franc seine Schwester mit ihrem Sohn im Ghetto noch wiedersah, ist unbekannt.
Gedenken
Ein Erinnerungszeichen zum Gedenken an Jacob Franc ist in der Jagdhornstraße 21 in München beantragt.
Text und Recherche
Bettina Gütschow
Quellen
Stadtarchiv München, Einwohnermeldekarte Jacob Franc.
Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe 380-Zugang, 1977-68 Nr. 1258.
Staatsarchiv München, Oberfinanzdirektion München, 8 042: Vermögenserklärung Jacob Franc vom 31.5.1942.
Internet
Stadtarchiv München, Datenbank Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=3424, aufgerufen am 12.10.2023.
Bezirksausschuss Trudering, Broschüre „Sie waren unsere Nachbarn“ vom 9.11.2018, https://www.muenchen.info/ba/15/service/20181110-Booklet.pdf, aufgerufen am 12.10.2023.
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken https://www.historisches-unterfranken.uni-wuerzburg.de/juf/Datenbank/ unter der Schreibweise des Familiennamens „Frank“ und dann Leopold, Sara, Jakob, aufgerufen am 12.10.2023.
Verzeichnis der gewerbepolizeilich gemeldeten jüdischen Gewerbetreibenden in München Microsoft Word - DE_MU_JU_gewerbe.doc (t-online.de), aufgerufen am 12.10.2023.
Transportliste 5.6.1942: II2-1.jpg (938×1375) (statistik-des-holocaust.de), aufgerufen am 12.10.2023.
Opferdatenbank des Nationalarchivs Prag; Institut Theresienstädter Initiative www.holocaust.cz: Todesfallanzeige Jakub Franc, Ghetto
Theresienstadt.
Biografie der Schwester Berta Konn: https://www.erinnerungswerkstatt-muenchen.de/biografien/berta-konn, aufgerufen am 12.10.2023.
Buch
Selig, Wolfram: "Arisierung" in München: Die Vernichtung jüdischer Existenz 1937-1939. Berlin 2004: Metropol Verlag, Seite 148f.