Herbert Werner Wertheimer
Geboren am 2. Oktober 1923 in München
Verhaftet am 22. Januar 1940 in München
Ermordet am 12. März 1941 im Konzentrationslager Dachau
Die Mitglieder der Familie Wertheimer
Herbert Werner Wertheimer wurde am 2. Oktober 1923 als viertes Kind der jüdischen Kaufmannsfamilie Max und Berta Wertheimer in München geboren. Sein 12 Jahre älterer Bruder Erich und seine 1913 geborene Schwester Anna stammten aus der ersten Ehe seines Vaters mit Elsa Weinberger. Anna starb 1917, ihre Mutter Elsa bereits 1916. 1918 vermählte sich Max Wertheimer mit Berta Baum, mit der er die Söhne Kurt, geboren am 23. April 1920, und Herbert Werner bekam.
Inflation und Weltwirtschaftskrise bringen die Familie in finanzielle Schwierigkeiten
Nach Aussagen seines Bruders Kurt Wertheimer (später Ra‘anan Galili), die seinem Buch „Fünf Jahreszeiten“ entnommen wurden, verlor die Familie 1923 als Folge der Inflation in Deutschland ihr Vermögen. Sie lebte eine Zeitlang vom Verkauf noch vorhandener Lagerware bis sie schließlich auf Unterstützung angewiesen war. Da damit keine Familie zu ernähren war, sahen sich die Eltern gezwungen, ihre beiden kleinen Söhne Kurt und Herbert 1926 in die Obhut des gerade eröffneten Kinderheims der Israelitischen Jugendhilfe e.V. in der Antonienstraße 7 zu geben. Es ist davon auszugehen, dass es den Kindern, die in dem modernen Haus mit großem Garten in Schwabing untergebracht waren, gemessen an den schwierigen Jahren der Wirtschaftskrise, gut ging. Der Wohnort der Familie Wertheimer war ab 1926 bis März 1939 die Nymphenburgerstraße 29.
Im Kinderheim in der Antonienstraße und die Ausbildung zum Schreiner
War die Lage der jüdischen Bevölkerung in München bereits in den 20er Jahren geprägt von Ablehnung und Hetze, so verstärkten sich mit der Machtübernahme der nationalsozialistischen Regierung die Angriffe in einem bis dahin nicht vorstellbaren Maße. Bis 1938 verließen mehr als 3.500 Juden die Stadt, darunter auch die beiden älteren Söhne der Familie Wertheimer. Erich Wertheimer emigrierte 1935 nach New York, Kurt Wertheimer flüchtete 1936 über Prag nach Palästina. Der jüngste Sohn der Familie, Herbert Wertheimer, begann im April 1938 eine Schreinerlehre und wohnte in dem 1928 gegründeten Lehrlingsheim der israelitischen Kultusgemeinde in der Wagnerstraße 3. Überwiegend waren dort schulentlassene Jungen aus dem Kinderheim in der Antonienstraße untergebracht. So kam auch Herbert Wertheimer zu seinem Ausbildungsplatz, der sich seit dem Umzug des Heimes 1937 in der Hohenzollernstraße 4 befand. 45 Jugendliche wurden hier vor ihrer Auswanderung in praktischen Berufen ausgebildet. Vermutlich hatte auch Familie Wertheimer geplant, wie ihre bereits emigrierten älteren Söhne, Deutschland zu verlassen. Leider kam es nicht dazu. Im April 1939 mussten Max und Berta Wertheimer aus ihrer Wohnung ausziehen und in einem „Judenhaus“ in der Reichenbachstraße 27 mit vielen anderen jüdischen Familien auf engstem Raum leben.
Festnahme und Ermordung
Herbert Wertheimer wohnte seit August 1939 im Lehrlingsheim. Am Abend des 22. Januars 1940 wurde er festgenommen. Die genaueren Umstände der Verhaftung sind nicht bekannt. In der Folgezeit war er in den Gefängnissen Stadelheim, Neudeck und ab 26. Februar 1941 in Landsberg am Lech inhaftiert. Von dort brachte ihn die Gestapo am 12. März 1941 in das Konzentrationslager Dachau, wo er noch am gleichen Tag erschossen wurde. In seiner Sterbeurkunde steht: Tod durch Erschießen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt. Was sich im Konzentrationslager Dachau an diesem Tag genau zugetragen hat, wie und warum der knapp 18-jährige Herbert Wertheimer sterben musste, kann heute nicht mehr eruiert werden.
Seine Eltern Berta und Max Wertheimer deportierte die Gestapo am 4. April 1942 in das Ghetto Piaski. Ihre Todesumstände sind nicht bekannt.
Text und Recherche
Helene Weber
Quellen
KZ-Gedenkstätte Dachau, Sterbeurkunde von Herbert Werner Wertheimer.
Stadtarchiv München, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945.
Stadtarchiv München, Einwohnermeldekarte.
Literatur
Galili, Ra‘anan: Fünf Jahreszeiten, Jerusalem 2016 (Original in hebräischer Sprache, Teilübersetzung von Eva Tyrell).
Luckner, Gertrud / Behrend-Rosenfeld, Else (Hrg.): Lebenszeichen aus Piaski. Briefe Deportierter aus dem Distrikt Lublin 1943, München 1968.