Foto: Kennkarte Dr. Eugen Fromm (Quelle: Stadtarchiv München DE-1992-KKA-A-0044)

Geboren am 6. Juli 1877 in Augsburg

Deportiert am 14. September 1943 nach Auschwitz

Ermordet am 17. September 1943 in Auschwitz

 

Herkunft aus einem Familienunternehmen des Hopfenhandels

Dr. Eugen Fromm wurde am 6. Juli 1877 in Augsburg als drittes Kind der Familie Fromm geboren. Seine Eltern waren David und Babette Fromm, geb. Deller.  

Seine vier Geschwister waren:

·         Adolf, geboren am 12. Juni 1874 in Augsburg und gestorben am 23. August 1943 in Belo Horizonte/Brasilien,

·         Saly, geboren am 8. August 1875 in Augsburg und gestorben am 29.08.1876 in Augsburg,

·         Hugo, geboren am 27. Juni 1880 in Augsburg, gestorben am 10.05.1881 in Augsburg und

·         Emmy, geboren am 11. Mai 1891 in München und gestorben am 3. November 1896.  

David Fromm zog mit seiner Frau und den Kindern am 1. Januar 1885 von Augsburg nach München. Dort baute er mit seinem Bruder Jakob einen Firmenableger des „Hopfenhandel Joachim Fromm OHG“ auf, während sein zweiter Bruder Gustav weiter in Augsburg den Stammsitz der Firma führte. Ab 1901 stieg sein ältester Sohn Adolf in das Familienunternehmen ein.  

Dr. Eugen Fromm war bis zur „Arisierung“ am Gewinn der Firma beteiligt, dieses belegt die Gewinnaufstellung des Finanzamtes München-Nord von 1933-1937.


Studium

Eugen Fromm studierte Medizin in München. 1901 beendete er das Studium mit der Dissertationsschrift „Über vier Fälle von letaler Gehirnaffektion“ und erhielt seine Approbation als Arzt.


Eheschließung

Eugen Fromm heiratete mit 33 Jahren, am 14. November 1910, die 22-jährige Jenny Hockenheimer, geboren am 23. Oktober 1888 in Hockenheim/Baden.

Ab 15. Dezember 1910 wohnte Eugen Fromm mit seiner Frau in der Ohmstraße 15/III.

Das Ehepaar bekam am 8. April 1912 den Sohn Kurt Fromm. Er überlebte die Shoa und starb am 8. Februar 1999 in Wassenaar/Niederlande.


Berufstätigkeit als Kinderarzt

Eugen Fromm arbeitete als junger Arzt in der Kinderpoliklinik München, im Kinderspital Wien und im Säuglingsheim Dresden. Er arbeitete danach bei Professor Gluck in Berlin, dann in der Universitätskinderklinik Wien sowie in der Universitätskinderklinik München. Ab 31. März 1905 wohnte Eugen Fromm in der Brienner Straße 9/II. 

Am 15. Mai 1905 eröffnete er in München eine eigene Kinderarztpraxis mit dem Schwerpunkt Säuglingsfürsorge. Eugen Fromm war sehr engagiert. Er hatte von 1905-1915 eine unentgeltliche Säuglingsberatung.

Während des 1. Weltkrieges 1914-18 hatte er ehrenamtlich die ärztliche Leitung einer Kriegsnotkrippe des Krippenvereins München. Ab 1914 übernahm er die Säuglingsberatung in der Beratungsstelle 23 des Bezirksverbands für Säuglingsfürsorge, Sendlinger Obernfeld. Von August 1912 bis Mai 1922 leitete er die Säuglingsstation des katholischen Fürsorgeheims in Thalkirchen. 1927 folgte die Ernennung zum Sanitätsrat.  

Im Oktober 1930 zog das Ehepaar in ihre eigene 6-Zimmer-Wohnung in der Brienner Straße 54/I, wo sich von 1933-1938 auch die Kinderarztpraxis befand. Nach Aussage ihres Sohnes Kurt Fromm vom 15. August 1961 führten sie dort einen sehr gutbürgerlichen Haushalt. Die Möbel waren teilweise extra angefertigt worden. Es gab Gemälde, Gravuren, 2 große wertvolle Teppiche, einen Kristall Kronleuchter und einen Steinway Flügel. Eugen Fromm sammelte altes Porzellan, welches er in Antiquariaten in München und anderswo kaufte. Sein Sohn Kurt schätzte den Wert der Wohnungseinrichtung auf ca. 35.000 Reichsmark.


Inhaftierung, Emigration und Deportation

Seit dem 1. April 1938 war das Ehepaar in der Ludwigstraße 17b/II gemeldet, ab 1. August 1938 dann in der Prinzregentenstraße 8/II. Am 30. September 1938 wurde sämtlichen jüdischen Ärzt*innen per Gesetz die Approbation entzogen. 

Eugen Fromm wurde am 10. November 1938 nach der „Reichskristallnacht“ verhaftet und ins Lager Dachau gebracht. Dort wurde er unter der Häftlingsnummer 20243 geführt und am 25. November 1938 entlassen. Die Entlassung erfolgte in der Regel unter der Auflage, dass die Familie das Land zu verlassen habe. Die Eheleute emigrierten am 4. Januar 1939 zunächst nach Wassenaar/Niederlande.

Am 20. Februar 1941 meldete sich das Ehepaar nach einem Umzug in Utrecht an. Ab dem 19. März 1942 lebten die beiden in Amsterdam in der Jekerstraße 29.  

Das Ehepaar Fromm wurde am 9. März 1943 in das Konzentrationslager Westerbork gebracht und am 14. September 1943 mit 900 anderen Personen nach Auschwitz deportiert, wo sie am 17. September ermordet wurden. Der leere Koffer von Eugen Fromm wurde dort gefunden.


Gedenken

Ein Erinnerungszeichen für Dr. med. Eugen Fromm ist bei der Landeshauptstadt München beantragt.


Text und Recherche

  • Bettina Gütschow

Quellen

Bücher

  • Eugen Fromm: Über vier Fälle von letaler Gehirnaffektion, München, 1901.

  • Allgemein zum Thema: Jüdische Ärztinnen und Ärzte im Nationalsozialismus: Ausgrenzung, Entrechtung, Verfolgung, Dokumentation des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages: https://www.bundestag.de/resource/blob/585518/aa001bc743d58848b2323ccc1725c3be/wd-1-035-18-pdf-data.pdf

  • Renate Jäckle: Schicksale jüdischer und „staatsfeindlicher“ Ärztinnen und Ärzte nach 1933 in München, Liste Demokratischer Ärztinnen und Ärzte, München, S. 71, 1988.

  • Bernhard Koch: Die Hopfenhandlung Joachim Fromm, In: Geschichtswerkstatt Jüdisches Leben in Pasing: Ins Licht gerückt. Jüdische Lebenswege im Münchner Westen, 2008. S. 73-84.

 
Zurück
Zurück

Max Freund

Weiter
Weiter

Jenny Fromm, geb. Hockenheimer