Café Schindler

 

Bild: berlin Verlag

Der Tod ihres Vaters ist für die Autorin Meriel Schindler Anlass sich auf die Suche nach ihrer Familiengeschichte zu machen. Beim Sichten des Nachlasses kommen Erinnerungen hoch an Erzählungen des Vaters, Fotoalben mit Schwarz-Weiß-Fotos aus vergangenen Tagen wecken das Bedürfnis mehr über ihre Familie zu erfahren. Wer waren diese Menschen auf den Bildern und was ist mit ihnen geschehen? Wieviel Wahrheitsgehalt haben die Erzählungen des Vaters, nach dem die Familie eine ganze Reihe bekannter Persönlichkeiten in ihren Reihen gehabt haben soll. Da gibt es z.B. die Geschichte von Eduard Bloch, dem ehemaligen Arzt von Hitler`s Mutter oder Adele Bloch-Bauer, die in dem berühmten Gemälde von Gustav Klimt verewigt wurde. Gibt es auch verwandtschaftliche Beziehungen zu Franz Kafka oder Oskar Schindler? Die Entdeckungsreise führt vor allem nach Österreich, aber auch nach Slowenien und in die USA.

Schindler erinnert an ihre jüdische Familie, von den einige schwer misshandelt, ermordet, zur Emigration gezwungen wurden oder deren ganzes Leben durch das im Nationalsozialismus Erlebte beeinflusst worden ist.

Die Geschichte der Familie beginnt im 19. Jahrhundert und beschreibt wie jüdische Familien damals gelebt, wie sie sich ihre Position im Staat erarbeitet, wie sie erfolgreiche Existenzen aufgebaut, im 1. Weltkrieg für ihr Vaterland gekämpft und sich in die Gesellschaft integriert haben. Meriel Schindler geht diesen Fragen nach und beantwortet diese anhand der Lebensgeschichte ihrer Vorfahren, die einmal eine Rolle in Innsbruck gespielt haben. Das von ihrem Großvater gegründete Cafe Schindler in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck war eine Institution.

Es ist eine außergewöhnliche Geschichte, die zwei Jahrhunderte, zwei Weltkriege und mehrere Generationen umspannt, entstanden. Man merkt dem Buch die solide, umfassende Recherche der eigenen Familiengeschichte und deren Einbettung in größere Zusammenhänge an. Dabei ist es der Autorin gelungen ein unterhaltsames Werk zu verfassen, dass man einmal in die Hand genommen, gar nicht mehr weglegen mag.

Meriel Schindler:

CAFÉ SCHINDLER - Meine Jüdische Familie, zwei Kriege und die Suche nach Wahrheit

Berlin Verlag 2021

ISBN 978-3-8270-1452-8


 

Autor:

Stefan Dickas

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Der Reisende