Ernst Richard Zöbisch
Geboren am 3. Juni 1881 in Rebesgrün
Deportiert am 2. Januar 1944 nach Lublin-Majdanek
Ermordet am 13. März 1944
Geburt und Elternhaus
Ernst Zöbisch kam am 3. Juni 1881 im sächsischen Rebesgrün, im Landkreis Plauen, zur Welt. Am 9. Juni 1881 heirateten seine Eltern im Auerbacher Standesamt. Der Vater Emil Zöbisch war gelernter Maurer, die Mutter Anna Auguste, geborene Pinkes, Stepperin. Beide gehörten der evangelisch-lutherischen Religion an.
Heirat und Umzug nach München
Am 6. Oktober 1906 heiratete Ernst Zöbisch die 23 Jahre ältere Witwe Regina Eder, geborene Lipp. Sie wurde am 7. Oktober 1858 in Petershausen im Landkreis Dachau geboren. Das Ehepaar lebte ab Juni 1917 in München in der Tulbeckstraße 17. Regina Zöbisch verstarb am 28. September 1930.
Ernst Zöbisch vermählte sich am 14. März 1931 ein zweites Mal und nahm das Dienstmädchen Maria Merkl zur Frau. Sie war am 4. September 1896 im bayerischen Essenbach bei Landshut zur Welt gekommen und lebte zum Zeitpunkt der Eheschließung in der Münchner Kazmairstraße 28.
Festnahme wegen “fortgesetzter Gaukelei”
Die Nationalsozialisten nahmen Ernst Zöbisch am 31. August 1942 wegen „fortgesetzter Gaukelei” fest und inhaftierten ihn im Polizeigefängnis Ettstraße. Aus den vorhandenen Akten geht jedoch nicht hervor, was genau er getan hatte und welche Bedeutung hinter dieser fadenscheinigen Begründung steckt.
Möglicherweise wurde er von den Nationalsozialisten gefoltert, denn wenige Tage nach seiner Festnahme musste er in die Krankenabteilung des Gefängnisses München-Stadelheim eingeliefert werden. Mitte November folgte die Überstellung an die Stapo-Leitstelle in der Brienner Straße in München.
Am 21. November 1942 wies ihn die Gestapo in das Konzentrationslager Dachau ein. Dort erhielt Ernst Zöbisch die Häftlingsnummer 40327. Als Schutzhäftling durfte er Geldbeträge geschickt bekommen, wofür er völlig überteuerte und minderwertige Waren im Konzentrationslager kaufen konnte.
Deportation nach Lublin-Majdanek
Die SS deportierte am 3. Januar 1944 1.000 schwerkranke, arbeitsunfähige Häftlinge - im SS Jargon als „Invaliden“ bezeichnet – von Dachau in das Konzentrations- und Vernichtungslager Lublin-Majdanek. Dieser Deportation gehörte auch der erkrankte Ernst Zöbisch an. Das wenige angesammelte Geld, zehn Reichsmark, durfte er mitnehmen. Während der dreitägigen Fahrt im eiskalten Winter 1944 starben bereits 29 Männer. Die erste Nacht mussten die Männer auf dem Betonboden des unbeheizten Lager-Duschraums verbringen, was weitere 27 von ihnen nicht überlebten.
In Majdanek konfiszierte die SS das Geld von Ernst Zöbisch. Die Lebensbedingungen in diesem Lager waren katastrophal und bedeutend schlechter als in den Konzentrationslagern auf Reichsgebiet. Bis April 1944 kamen mindestens 469 Häftlinge des Transports aus Dachau ums Leben. Die SS ermordete Ernst Zöbisch am 13. März 1944 im Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek. Die Todesumstände sind nicht bekannt. Die offizielle, wahrscheinlich aus der Luft gegriffene Todesursache lautete „Kreislaufstörungen infolge von Blutgefäßverletzung“.
Die Verwaltung des Konzentrationslagers schickte seiner Frau Maria Zöbisch ein Schreiben, das sie über den Tod ihres Mannes informierte: “Ihr Ehemann meldete sich am 7.1.1944 krank und wurde daraufhin unter Aufnahme im Krankenbau in ärztliche Behandlung genommen. [...] Trotz aller angewendeten ärztlichen Bemühungen gelang es nicht, der Krankheit Herr zu werden.”
In Erinnerung an Ernst Richard Zöbisch
Nur wenig ist uns über die tragische Lebensgeschichte von Ernst Richard Zöbisch bekannt. Mit diesem kurzen Einblick in sein Leben und der am 15. Juli 2021 an seinem ehemaligen Wohnort in der Tulbeckstraße 17 angebrachten Gedenktafel soll er uns dennoch in Erinnerung bleiben.
Text und Recherche
Anna-Lena Lang
Quellen
Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, Datenbank.
Stadtarchiv München, Einwohnermeldekarte Ernst Richard Zöbisch.
Stadtarchiv München, Standesamt, Geburtsurkunde Ernst Richard Zöbisch.
Stadtarchiv München, Standesamt, Heiratsurkunde Ernst Richard Zöbisch und Maria Merkl.
Pánstwowe Muzeum na Majdanku, Archiv (APMM), Schreiben vom 13.03.2020.
APMM, XIX-89, page 28.
APMM, XIX-38, page 28.
Internetquellen
Arolsen Archives, https://collections.arolsen-archives.org/archive/10381611/?p=1&s=Z%C3%B6bi- sch%20Ernst&doc_id=10381613 (aufgerufen am 19.05.2021).
Literatur
Voigt, Fritz: Widerstand und Verfolgung im Münchner Westend 1933–1945. Ein Stadtteilführer, KulturLaden Westend (Hrsg), München 1997.