Berta Konn
Geboren am 30. Oktober 1863 in Tauberbischofsheim
Deportiert am 27. August 1942 nach Theresienstadt
Ermordet am 30. Dezember 1942 in Theresienstadt
Elternhaus
Berta Franc kam am 30. Oktober 1863 in Tauberbischofsheim zur Welt. Sie war das dritte von vier Kindern des Kaufmanns Leopold Franc und seiner Frau Sara Franc, geborene Rosenthal. Das erstgeborene Kind, ein Mädchen, starb 1859 kurz nach ihrer Geburt. Am 17. Juni 1862 wurde Jacob geboren, 1863 Berta und am 25. August 1867 Moritz.
Im November 1899 zog die Familie von Tauberbischofsheim in das knapp 40 Kilometer entfernte Würzburg.
Die Ehe mit dem österreichischen Stabsarzt a.D. Dr. med. Adolf Abraham Kohn
Am 10. Dezember 1900 heiratete Berta Franc in Würzburg den am 26. August 1843 in Rzeszów, Galizien, geborenen österreichischen Stabsarzt a.D. Dr. Adolf Abraham Kohn. An der Trauung nahmen ihre Eltern teil, ihr Bruder Jakob war einer der Trauzeugen.
Nur wenige Monate nach der Eheschließung zog das Paar am 1. April 1901 von Wien nach München. Gleichzeitig änderte Adolf Kohn ein Detail seines Familiennamens. War im Trauregister noch eindeutig Kohn vermerkt, erfolgt die Anmeldung in München unter dem Namen „Konn“.
Münchner Zeit und Sohn Ignaz Ludwig Konn
Am 22. April 1901 zog die Familie in die Thierschstraße 26. Zwei Jahre später, am 5. Juni 1903 kam ihr Sohn Ludwig Ignaz zur Welt. Bis Oktober 1916 blieb die Familie in der Thierschstraße wohnen, dann wechselten mehrmals die Wohnadressen.
Adolf Konn starb am 28. April 1921 im Alter von 78 Jahren. Berta und Ludwig Konn, die bisher die österreichische Staatsbürgerschaft besaßen, ließen sich 1923 einbürgern. 1936 übersiedelte Ludwig Konn nach Wien.
Am 15. Januar 1938 zog Berta Konn in die Maximilianstraße 20. Am 12. März 1938 marschierten deutsche Soldaten in Österreich ein und wurden mit Jubel begrüßt. Nur drei Monate nach dem Anschluss Österreichs zog Berta Konn am 15. Juni 1938 zu ihrem Sohn nach Wien.
Wien und die Deportation
Vermutlich lebte Berta Konn in Wien bei ihrem Sohn, die Wohnadresse von ihr ist unbekannt. Der letzte gemeldete Wohnort für beide war die Schiffamtsgasse 10 im 2.Bezirk. Hier befanden sich sogenannte Sammelwohnungen.
Das Datenbankprojekt Memento Wien erläutert hierzu: „Am 10. Mai 1939 trat die „Verordnung zur Einführung des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden in der Ostmark“ in Kraft, die es „arischen“ EigentümerInnen erlaubte, jüdische MieterInnen fristlos zu kündigen. Das Wiener „Wohnungsamt“ förderte diese Maßnahme aktiv und begann Jüdinnen und Juden in Häuser und Wohnungen, die sich in jüdischem Eigentum befanden oder in denen bereits Jüdinnen und Juden wohnten, umzusiedeln. Durch diese massenhaften Zwangsumsiedlungen in meist schlechtere und kleinere Quartiere entstanden sogenannte „Judenhäuser“ mit „Judenwohnungen“. Diese waren in den Bezirken Innere Stadt, Leopoldstadt und Alsergrund besonders häufig, wodurch es hier zu einer Konzentration der jüdischen Bevölkerung vor ihrer Deportation kam.“
Alle 103 Menschen, die unter dieser Adresse, Schiffamtsgasse 10, gemeldet waren, wurden deportiert.
Berta Konn und ihren Sohn Ludwig verschleppte die Gestapo mit Transport 38 am 27. August 1942 nach Theresienstadt. Berta Konn ist in der Abgangsliste unter Nummer 465 aufgeführt, ihr Sohn unter der Nummer 502. Der Zug verließ Wien am Abend um 19:08 Uhr und erreichte Theresienstadt am nächsten Morgen um 7.19 Uhr. Von den 1000 Deportierten dieses Transportes waren 881 Menschen älter als 61 Jahre.
Die 78-jährige Berta Konn war im Ghetto Theresienstadt unter der Häftlingsnummer 15785 geführt und war dem Gebäude L 215, Zimmer 16, untergebracht.
Gut zwei Monate vor Berta Konn war auch ihr 80-jähriger Bruder Jakob Franc aus München nach Theresienstadt deportiert worden. Nur wenige Tage nach Bertas Ankunft wurde am 10. September 1942 ihr ein Jahr älterer Bruder Jakob Franc ermordet. Ob sie sich in dem Ghetto noch getroffen hatten, ist unbekannt.
Die extrem schlechten Lebensbedingungen im Ghetto überlebte Berta Konn nur wenige Monate. Sie kam am 30. Dezember 1942 um 11:30 Uhr ums Leben. Als Todesursache gab der Lagerarzt „Altersschwäche“ an.
Zum Todestag von Berta Konn gibt es unterschiedliche Angaben. In der Zentralen Datenbank der Holocaustopfer in der Gedenkstätte Yad Vashem und in der Datenbank des österreichischen Widerstandes wird der 24.04.1943 angegeben.
Sohn Ludwig Ignaz Konn
Am 5. Juni 1903 kam Ignaz Ludwig Konn, der Sohn von Berta und Adolf Konn, in München zur Welt. Über die Kindheit, Jugend oder seine Ausbildung wissen wir leider gar nichts.
Im Dezember 1926 verlegte der Sohn Ludwig Konn seinen Wohnsitz nach Augsburg. Er war dort als, Propagandist (Werbeleiter) beschäftigt. Im Dezember 1927 trat Ludwig Konn aus der israelitischen Kultusgemeinde aus. Er konvertierte vom jüdischen zum evangelischen Glauben, wie das Taufzeugnis des Evangelisch-Lutherischen Pfarramt St. Anna in Augsburg vom 19. März 1929 belegt. Zum 1. April 1933 zog er von Augsburg nach Nürnberg.
In Nürnberg kam der Ludwig Ignaz Konn gar nicht richtig an, da er am 17. Oktober 1933 bereits nach Wien emigrierte. Dort wohnte er im 7. Bezirk in der Burggasse 60/II.
Zusammen mit seiner Mutter wurde er mit Transport 38 am 27. August 1942 von Wien nach Theresienstadt deportiert. In der Abgangsliste wird er unter Nummer 502 geführt.
Ludwig Ignaz Konn wurde am 16. Mai 1944 von Theresienstadt in das Lager Sachsenhausen deportiert, wo er kurz darauf am 24. August 1944 im Alter von 41 Jahre ermordet wurde.
Das Erinnerungszeichen zum Gedenken an Berta Konn befindet sich am Franz-Josef-Strauß-Ring 4 in München.
Text und Recherche
Stefan Dickas
Quellen
Stadtarchiv München, Datenbank Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden.
Staatsarchiv Würzburg, Trauungsregister Rabbinat Würzburg 1900, Jüdisches Standesregister 165 sowie Standesamt Heiratsregister.
Stadtarchiv München, Einwohnermeldekarte Konn Ludwig
ITS Arolsen Digital Archives: Teilbestand Deportationen aus dem Gestapo-Bereich Wien, Transport 38 nach Theresienstadt, 27.08.1942, 1.2.11, 82273049 sowie Teilbestand Ghetto Theresienstadt Kartei, 1.1.42, 11422001.
Opferdatenbank des Nationalarchiv Prag; Institut Theresienstädter Initiative www.holocaust.cz : Todesfallanzeige Ghetto Theresienstadt.
www.memento.wien/address/1446/ des Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstandes, Aufgerufen am 28.8.2021.
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken, https://juedisches-unterfranken.de.
Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Findbuch 386 Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern, hier zur Gemeinde Tauberbischofsheim.