Heinz Eschen

Kurzbiografie

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Geboren am 3. Mai 1909 in Filehne

Inhaftiert am 26. November 1933 im Konzentrationslager Dachau

Ermordet am 30. oder 31. Januar 1938 im Konzentrationslager Dachau

Foto: Kriminalbiologische Sammelstelle (April 1933), Bayerisches Hauptstaatsarchiv.
II-5051.14-143/1/2

 

Heinz Eschen wurde am 3. Mai 1909 in Filehne, dem heutigen Wieleń in Polen, geboren. Er kam aus einer bürgerlichen jüdischen Familie, seine Eltern waren Isidor Eschen (1875-1914) und Bianka Lewin (1880-1942, ermordet in Kulmhof). Seine Geschwister waren Hildegard Eschen (1906-1972) und Norbert (1907), welcher bereits als Kleinkind starb.

Heinz Eschen studierte 4 Semester an der Universität in Berlin und München, er trat in die KPD ein. Danach war in der Landwirtschaft und als kaufmännischer Angestellter tätig.

Ab 1931 beteiligte er sich an kommunistischen Demonstrationen und wurde eine Führungsperson innerhalb mehrerer kommunistischer Gruppen. 1933 war er 9 Monate im Gefängnis und wurde danach in das KZ Dachau überstellt. 1936 wurde er Blockältester des Blocks der jüdischen Gefangenen. Als Kapo hat er teilweise ein hohes Ansehen, weil er z.B. versuchte, kranke und schwache Häftlinge zu schützen. Andererseits schreckte er vor Gewalt und harten Strafen nicht zurück. Im Januar 1938 kam es in dem Block zu einem Konflikt und Heinz Eschen wurde von einem Mithäftling bei der SS denunziert.

Er kam daraufhin am 30. Januar 1938 in den „Kommandaturarrest“, dort wurde er verhört und gefoltert. Einen Tag später war Heinz Eschen tot, er wurde 28 Jahre alt. Unklar, ist, ob er ermordet wurde, Suicid beging oder an den Folgen der Folter starb.

Sein Grab befindet sich auf dem neuen Israelitischen Friedhof in München.


Text und Recherche

  • Susana Zickert

Quellen

  • Akte von Eschen, Heinz. 1.1.6.2. Individuelle Unterlagen Dachau, 01010602 044.092, ITS Digital Archive, Arolsen Archives.

  • Akte zum Strafverfahren Eschen/Cammerer 1932 vor dem Amtsgericht München. Staatsarchiv München, Amtsgerichte 42835.

  • Alphabetisches Zugangsbuch der Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau von 1933-1935. 1.1.6.1. Listenmaterial Dachau, 130429071, ITS Digital Archive, Arolsen Archives.

  • Alphabetisches Zugangsbuch der Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau von 1933-1935, 1.1.6.1. Listenmaterial Dachau, 130429072, ITS Digital Archive, Arolsen Archives.

  • Anklageschrift gegen Heinz Eschen und Johann Nützel. Amtsgericht München, 31.2.1933. Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V.

  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kriminalbiologische Sammelstelle Fotos 40859.

  • Austrittskarte Eschen, Hildegard. 1937. Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum Archiv, 2 A 1.

  • Bendix, Ludwig: Konzentrationslager Deutschland und andere Schutzhafterinnerungen. Leo-Baeck-Institut, Ludwig Bendix Collection, 1912-1965, AR 3380.

  • Bericht der Bayerischen Politischen Polizei über die kommunistische Bewegung in Bayern seit dem 9. III. 1933. Bericht vom 25. Mai 1933. Bayerisches Haupstaatsarchiv, MA 106312, StK 6312.

  • Berliner Adressbuch. Unter Benutzung amtlicher Quellen. 1925. Druck und Verlag von August Scherl.

  • Blutiger Zusammenstoß zwischen Polizeibeamten und Kommunisten. In: Münchner Post. München, 2. Februar 1933. S. 13.

  • Bundesarchiv, R 58/3256, Bl. 131 und R 58/3566a, Bl. 162.

  • Einlieferungsbuch Polizeidirektion München, Staatsarchiv München, 8564.

  • Einlieferungsbuch Polizeidirektion München, Staatsarchiv München, 8567.

  • Einlieferungsbuch Polizeidirektion München, Staatsarchiv München, 8568.

  • Einwohnermeldekartei für Eschen, Heinz. 1931. Stadtarchiv München.

  • Einwohnermeldekartei für Eschen, Heinz. 1928. Stadtarchiv Erfurt.

  • Gefangenenbuch Justizvollzugsanstalt München, Staatsarchiv München, 904.

  • Gefangenenbücher 91, 17.04.1931 bis 13.04.1934. Gefangenenanstalt und Zuchthaus St. Georgen-Bayreuth - JVA St. Georgen-Bayreuth. Staatsarchiv Bamberg, K 190. 

  • Gespräch mit Klaus Eschen, geführt am 9. August 2023.

  • Gespräch mit Ernst Numann, geführt am 10. September 2023.

  • Handelskammer München (Hrsg.): Münchner Stadtadreßbuch 1933. Vollständiges Münchner Einwohner-, Geschäfts-. Behörden-, Vereins- und Vorortsadreßbuch. München, 1933.

  • In Schwabing durch Helds Polizei: Arbeiter von hinten niedergeschossen. In: Neue Zeitung. Organ der Kommunistischen Partei Deutschlands. München, 2. Februar 1933. S. 1.

  • Informationen und handschriftliche Vorbemerkungen aus dem "Projekt Geschichtswerkstatt" zu Heinz Eschen, inkl. Erinnerungen von Bertl Lörcher. Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V.

  • Jüdische Häftlinge, Wintersberger Oscar, Bericht verschied., Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, DaA 1066.

  • Korrespondenz mit Edith Meinhardt, E-Mail vom 08. Februar 2024.

  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kriminalbiologische Sammelstelle Fotos 40859.

  • Kommunistische Ausschreitungen. Ein Schutzmann und ein Demonstrant verletzt. In: Münchner Neuste Nachrichten, Nr. 32. München, 2. Februar 1933. S. 14.

  • Mappe Jüdische Häftlinge, Herbert Hirschfeld, Dokumente, Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, DaA 977.

  • Mappe Jüdische Häftlinge, Heinz Eschen, Berichte, Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, DaA 951.

  • Mappe Jüdische Häftlinge, Löwenstein Edgar, Bericht über die Ermordung, Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, DaA 1005.

  • Medizinische Versuche, Gipsmodelle, A.H. Lichtenecker, Dokumente, 1933, Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, DaA 5858, 42579.

  • Meldekartei von Eschen, Isidor. Archivum Panstwowe w Poznaniu, 336.

  • Politische Demonstrationen. In: Münchner Neuste Nachrichten. München, 13. Februar 1933. Nr. 43. S.

  • Registration Card for Eschen, Hildegard. Archief Nederlandse Rode Kruis (NRK), Centraal Europese Cartotheek (CEC) (archive number 2.19.287), inventory number 104.

  • Registration Card for Eschen, Hildegard. Archief Nederlandse Rode Kruis (NRK), Joodsche Raad Cartotheek (JR) (former archive number 2.19.294), inventory number 23. Now part of the collection of Joods Museum.

  • Registration Card for Eschen, Hildegard. Archief Nederlandse Rode Kruis (NRK), Opgave Representanten (archive number 2.19.304), inventory number 8, file 8610.

  • Schreibstubenkarten Eschen, Heinz, 1.1.6.7. Schreibstubenkarten Dachau, 10638732, ITS Digital Archive, Arolsen Archives.

  • Stammbaum der Familie Eschen, angefertigt von Rudolf Numann.

  • Strafprozessregister. Landesarchiv Thüringen, Hauptstaatsarchiv Weimar, Thüringisches Amtsgericht Jena Nr. 603, Bl. 14v/15r, 46v/47r und 50v/51r.

  • Stietencorn, Fabian: Reichslager Dachau, 1936. Bericht eines, der es kürzlich erlebte. Artikelserie in: Pariser Tageblatt, 1936.

  • Verfahren wg. Aufruhr gegen 13 Personen, darunter Heinz Eschen. Landesarchiv Thüringen, Staatsarchiv Gotha, J-Register Geschäftsstelle 4, Jahrgang 1931, Sign. 170, 2-44-0651.

  • Wortprotokoll des Zeitzeugen-Interviews mit Dr. Heinz Feldheim, geführt am 1.3.1989 in Dachau. Haus der Bayerischen Geschichte.

  • Zeitzeugen-Interview mit Johann Nützel, geführt 1978, in: AdMAB, 33.6.4 Bestand Margot Fuchs.

Internet

Literatur

  • Antoni, Ernst: KZ. Von Dachau bis Auschwitz. Faschistische Konzentrationslager 1933 -1945. Frankfurt am Main/ Röderberg-Verlag, 1979.

  • Carlebach, Emil: Tote auf Urlaub: Kommunist in Deutschland. Dachau und Buchenwald 1937–1945. Bonn 1995.

  • Benz, Wolfgang: Im Widerstand. Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler. Bundeszentrale für Politische Bildung, 2020.

  • Bergbauer, Knut; Fröhlich, Sabine; Schüler-Springorum, Stefanie: Hans Litten – Anwalt gegen Hitler. Eine Biographie. Wallstein Verlag, 2022.

  • Broszat, Martin; Mehringer, Hartmut (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V. Oldenbourg, 1983.

  • Burgstaller, Rosemarie: Inszenierung des Hasses. Feindbildausstellungen im Nationalsozialismus. Campus Verlag Frankfurt/New York, 2022.

  • Burkhard, Hugo: Tanz mal Jude. Meine Erlebnisse in den Konzentrationslagern Dachau-Buchenwald. Nürnberg, 1963.

  • DKP München (Hrsg.): Die wiedergefundene Liste: Portraits von Münchner Kommunistinnen und Kommunisten, die im antifaschistischen Widerstandskampf ihr Leben ließen. Entdeckt von Resi Huber. München, 1998.

  • Fedin, Konstantin: Städte und Jahre. Roman. Aus dem Russischen von Dmitrij Umanskij. Nachdruck der Ausgabe Berlin, Malik Verlag, 1927. Kiel, Neuer Malik Verlag, 1988.

  • Jahnke, Karl-Heinz: Heinz Eschen - Kapo des Judenblocks. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Dachauer Hefte, 7. Solidarität und Widerstand. Verlag Dachauer Hefte, 1991, S. 24–33.

  • Jahnke, Karl-Heinz (Hrsg.): Niemals vergessen. Aus dem antifaschistischen Widerstandskampf der Studenten Europas. Verlag Neues Leben, Berlin 1959.

  • Keller, Marion: Rote Studentengruppe(n). Antifaschistische Organisierung an Universitäten in Deutschland, 1930 bis 1933. In: Arbeit, Bewegung, Geschichte. Schwerpunkt: Der ursprüngliche Antifaschismus. Zeitschrift für historische Studien, 2022/II.

  • Kredel, Georg: Chronik des Dorfes Nieder-Kainsbach. Odenwald, 2004.

  • Vieregg, Hildegard (Hrsg.): Deckname "Betti": jugendlicher Widerstand und Opposition gegen die Nationalsozialisten in München oder ein Plädoyer für "Junge Demokratie" . Ein Projekt des Kreisjugendring München-Stadt und der DGB-Jugend München. Begleitheft zur gleichnamigen Wanderausstellung: "Deckname Betti". Kreisjugendring München-Stadt, 1997.

  • Wünschmann, Kim: Before Auschwitz. Jewish Prisoners in the Prewar Concentration Camps. Harvard University Press, 2015.